es grünt so grün
Carla Wagener trifft sich nachhaltig
Gerade habe ich eine Infomail aus dem Management bekommen, dass man nun unsere Firmenveranstaltungen nachhaltiger gestalten will: „Green Meetings“ lautet die Devise.
Die Vorschläge finde ich ziemlich sinnvoll: mit der Bahn oder in Fahrgemeinschaften hinfahren, im Hotel die Handtücher mehrfach benutzen, nicht aus Pappbechern trinken undsoweiter. Ich erzähle das meinem Büronachbarn Georg, doch der brummt mal wieder nur unwillig: Er verstehe nicht, was daran gut sein soll. Grüne Meetings, da denke er sofort an Weihnachten.
Weihnachten? Ich schaue ihn verständnislos an. Er erklärt es mir: Beim letzten Mal habe sein Sohn ein Kermit-T-Shirt angezogen (sehr zum Missfallen der Großmütter, die sich ein festlicheres Outfit gewünscht hätten) und zu seinem Leidwesen fast nur Holzspielzeug geschenkt bekommen. Georg hatte zur Abwechslung mal ein tannengrünes Hemd statt seines unvermeidlichen graubraunen Pullunders getragen. Und grüne, selbst gestrickte Socken. Schließlich gab es natürlich einen echten Tannenbaum. Das wären wohl genug Zutaten für ein grünes Meeting. Georg wendet sich wieder seinen Projektberichten zu.
Ich seufze. Wahrscheinlich nennt Georg es auch ein grünes Meeting, wenn er und der Gesprächspartner sich nicht grün sind, er sich aufgrund des unbefriedigenden Gesprächsverlaufs grün und blau ärgert und der Chef mal wieder das immer Gleiche in Grün erzählt. Ich versuche ihm zu erklären, dass es nicht um die Farbe, sondern um das Bewusstsein, um Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht – manchmal ist er aber auch echt schwer von Begriff!
Nachhaltigkeit sagt ihm schon eher was. So habe zum Beispiel das Verhalten mancher Kollegen bei der letzten Betriebsfeier nachhaltig für Gesprächsstoff gesorgt, meint Georg. Und er persönlich halte nach Meetings die im Protokoll festgehaltenen Aufgaben immer nach! Nachhalten sei ja so wichtig! Damit sich da keiner aus der Verantwortung stehlen und die To-dos an andere abdrücken könne!
Ich kapituliere und lasse ihn mit seinen seltsamen Assoziationen allein. Nehme mir meine Lieblingstasse – die grüne – aus dem Schrank und mache jetzt erst mal ein nachhaltiges grünes Meeting mit meiner Kollegin nebenan.
Erschienen in: CWT Connect Magazine, Ausgabe 04-2011
Illustration: Matthias Seifert
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