hach ja!

Wo fang ich denn nu an, das gestrige bundesweite Treffen von denen da zu beschreiben? Ich hab doch ein Gedächtnis wie ein Sieb. Ein bisschen war es wie früher beim Usertreffen aus dem Onlineforum, wenn man endlich die Leute, die man bis dahin nur vom Schreiben kannte, live erleben konnte. Und zum x-ten Male festgestellt hat, dass Schreiben und Sein selten größere Diskrepanzen aufweisen. Will sagen: Die, die ich online nett fand, mochte ich auch in echt. Doch wer das war, verrat ich nicht :-Þ. Und schweißige Hände hatte ich nach all den Jahren solcher Treffen auch nicht mehr. Aber spannend wars schon.

Also. Gestern abend gabs in Berlin den bundesweiten Texttreff-Treff (was für eine hypsche Wortkreation *würg*). 40 Frauen von fast überall her. Das war schön, lustig, ernst, anregend, laut, heiß (irgendein Umnachteter hatte die Heizung aufgedreht!) und sehr sättigend. Zwar gab es leider nicht die angekündigten Männerwürfel, aber dafür immerhin plattgedrückte Mozarts per Direktimport aus Wien. Und ich habe es trotz größter Anstrengung nicht geschafft, mit *allen* anderen 39 zu sprechen. Dennoch war meine Quote wohl nicht so schlecht. Der Liebste bemerkte jedenfalls heute Morgen am Telefon eine etwas tiefere Stimme.

Es wurde eine große Bandbreite an Themen durchgehechelt und erstaunlich wenig über Abwesende gelästert. Erste heiße Diskussionen führten wir schon am Nachmittag in Petras Garten, da ging es um exotische Vornamen und wie man urdeutsche Nachnamen dazu passend machen könnte („ich kaufe einen Accent“), warum man das Recht hat, beleidigt zu sein, wenn auf dem Namensschild der vollständige Name steht und bei anderen nicht (das war jetzt etwas kryptisch, oder?), welche deutsche Stadt die schönste ist, und warum das natürlich nur Leipzig sein kann, dass die Steigerung von „schlecht backen“ lautet „nicht backen“ und noch ein paar andere.

Das war sozusagen nur das Vorglühen, denn abends ging es in den Alten Fritz, die älteste Kneipe Berlins. Dort angekommen, musste frau sich zuerst einen zerstückelten Werbeslogan aus einer Kiste fischen und dann die fehlende Hälfte dazu suchen. Die befand sich am späteren Sitzplatz. Da war das mit dem Erstkontakt nicht mehr schwer. Ich durfte mich im Verlauf des Abends über recht unterschiedliche, aber immer zielgruppengerechte Ansprachen meiner Person freuen. Eine kleine Auswahl:

  • „Hallo Annette“ (ohne aufs Schild zu gucken – da fühlt frau sich so „erkannt“)
  • „bist du die etc.?“
  • „bist du die mit dem Pferd und dem Wanderreiten?“
  • „bist du die mit dem Seminar im Wohnzimmer?“

Dann musste man einen Zettel ausfüllen und ein paar intime Fragen beantworten (z.B. was man den ganzen Tag macht? Ja, wenn ich das wüßte?!) und mangels Foto ein Selbstportrait aufmalen. Die Zettel wurden mit Wäscheklammern an eine Leine gehängt und ergaben in Form einer flatternden Galerie im wahrsten Sinne des Wortes Gesprächsaufhänger. Die lang, breit und quer diskutierten Themen und erörterten Fragen (zumindest meines Wahrnehmungsbereichs) des Abends waren:

  • gute Werbung, schlechte Werbung
  • Honorare – Dichtung und Wahrheit
  • Rollenspiele
  • Webseitenfotos und ihr Wiedererkennungswert für echte Treffen
  • dass Texten jung hält
  • dass offenbar sehr viele Textinen lieber Romane und Kurzgeschichten schreiben würden (ich nicht!!)
  • die Selbstportraits auf den Vorstellungszetteln, die deutlich machten, dass wir wirklich alle besser schreiben als zeichnen:

    • von Caroline erkannte man nur das Grübchen und den Leberfleck
    • Marion musste ihre Perlenkette dazumalen, damit sie identifizierbar wurde
    • meine Zeichnung wurde mit jedem weiteren Strich schlechter – ich hätte es beim Smiley belassen sollen
    • Yvonne sah auf ihrer Selbstzeichnung aus wie mein Hund
  • ob es dem Erfolg einer Pressemeldung abträglich ist, wenn man auf der Pressekonferenz beim Bischof in kurzer Hose und Gummistiefeln erscheint (Anm.: offenbar nicht. Vorausgesetzt, es ist Hochwasser)
  • 7 Männer in 7 Minuten oder doch lieber Dinner on the run?
  • warum es klasse ist, selbständig zu sein
  • Home Office oder Bürogemeinschaft?

Und noch viele weitere, die ich aber nicht verraten mag bzw. die mir jetzt nicht mehr einfallen … Dann wurde noch das Geheimnis gelüftet, wie Constanze es schafft, die Listen in affenartigem Tempo mit äußerst fundierten Steuerinfos in unglaublicher Menge zu versorgen: Textbausteine. Sehr spät tauchte dann tatsächlich noch ein MANN (nicht in Würfeln) auf *kreisch*, der aber recht zügig von der dazugehörigen Textine (mit ihr zusammen) hinausbefördert wurde.

Insgesamt war es wirklich ein schöner Abend. Klasse Sache, das. Und leider schon vorbei.

The following two tabs change content below.
Texterin, Redakteurin, Bloggerin. Liefert Konzept, Text und Redaktion für Web, Werbung und Corporate Publishing. Bloggt hier übers Leben und Texten und dort übers Reisen: rumreiserei
6 Kommentare
  1. Biggi sagte:

    Ich wollte ja meinen Senf trackbacken. Aber das geht hier nicht, oder?

    Übrigens spricht es für das Treffen, wie sich unsere Eindrücke decken.
    :-)

  2. Petra sagte:

    Liebe nette Aböse *g*,
    super, wie du die Atmosphäre auf den Punkt gebracht und unsere
    Diskussionen zusammen gefasst hast. Ich fand es auch einfach nur schön
    und war mehr als glücklich, dass alle zufrieden waren :-) Schön, Euch
    jetzt alle “in echt” kennen gelernt zu haben, wenn ich auch – genau wie
    du – beim besten Willen nicht mit allen anderen 39 reden konnte.
    Und zu Hause hab ich jetzt einen Blumenladen ;-)

    Grüßchen
    Petra

  3. Frau G. sagte:

    Hmpf… das macht mich jetzt direkt neidisch, auch weil ich wohl am
    Hamburger TT nicht teilnehmen kann, weil da zu 99% eine Freundin
    Jungegesellinnenabschied feiert. Und wer verzichtet schon gerne auf die
    Zwillingsbrüder der Chippendales? *seufz*

    Ich wäre gerne dabei gewesen, schon alleine um mit Aboese den zweiten
    Teil von Stadler und Waldorf zu geben, ich sag nur: Marktcafé…

    Andererseits wars vielleicht auch nicht schlecht die Stellung zu halten,
    so aus gegebenem Anlass.

    Immer
    Ihre Frau G.

  4. aböse sagte:

    werte frau g.!
    welche freude, sie in meiner bescheidenen virtuellen hütte anzutreffen!
    ja, da haben sie tatsächlich einiges verpasst. und statler&waldorf
    wären vielleicht gar nicht aufgefallen ;-). schadeschade.
    immer die ihre,
    a. böse

Kommentare sind deaktiviert.