mut zur lücke!

Gestern war wieder einer dieser Tage, wie ich sie eigentlich hasse: die von Terminfraß befallenen. Keine Arbeitszeit am Stück, sondern ständig Termine oder andere Unterbrechungen, die den Tag in Zeitfenster von höchstens eineinhalb Stunden Ruhe am Schreibtisch zerlegen. Wie soll man da in Schreibfluss kommen?

Kurze Antwort: gar nicht. Ist natürlich nicht so optimal, wenn man seine Brötchen mit Texten verdient.

Etwas längere Antwort: Ich stopfe die Lücken zwischen den Terminen ganz gezielt. Mein Tag gestern sah so aus (und leider kommt das nicht so selten vor):

8 Uhr: Termin in der Schule, danach schnell einkaufen. 9.30 Uhr: Ankunft am Schreibtisch, Arbeitsbeginn. 10.30 Uhr: Telefoninterview mit Fachansprechpartner wegen eines Kundenmagazin-Artikels. Direkt danach Telefonat mit anderer Ansprechpartnerin beim Kunden wegen eines Advertorials. 11.30 Uhr: Hurra, noch eine Stunde am Schreibtisch! 12.30 Uhr: Abmarsch zu Muskelaufbautraining und Physio (das Knie, remember? Es fordert seine Zeit). 14:30 Uhr: Rückkehr. Hunger. 15.00 Uhr: Yippie, wieder Schreibtischzeit! 16.30 Uhr: Kind kommt aus der Schule, braucht Ansprache. Ich bin war mitten im Text. 18 Uhr: Ende, Abendprogramm.

Undsoweiterundsofort. Mehr als eine bis eineinhalb Stunden Ruhe am Rechner hatte ich gestern nicht. Zum Haareraufen, nicht wahr?

Ob mit oder ohne Frisur: Der Job muss gemacht werden, also hab ich mir ein paar Strategien angeeignet, mit denen ich ganz gut und sogar einigermaßen produktiv durch solche Tage komme:

Anfangen!

Es ist illusorisch, zu glauben, ich könne in einer Stunde einen längeren Artikel komplett durchkonzipieren und schreiben (schön wär’s, dann wäre ich reich). Aber ich kann einfach anfangen: Dokument anlegen, Notizen (z. B. aus dem o. g. Telefonat) reinkopieren, einzelne ausformulierte Sätze reinschreiben, Intro- und Bildideen festhalten. Dann habe ich am nächsten Tag (heute!) schonmal ein Gerippe, mit dem ich weitermachen kann.

Die Lücke mit Kleinkram stopfen

Meine To-Do-Liste für den Tag ist eher unsortiert. Von „Artikel XY schreiben“ bis „Bild für Reportage suchen“ oder „XY wegen Z anrufen“ steht da alles untereinander. Ja, ich weiß, Priorisierung ist was anderes. Priorisierung ist ein schönes Konzept für unzerhackte Tage. Große Aufgaben zuerst angehen und so. An zerstückelten Tagen ist es aber hilfreich, die Lücken zwischen Terminen mit kleinen To-dos zu stopfen. Am Ende ist es mir nämlich lieber, wenn ich viele kleine Haken gemacht habe – anstatt eines großen, den aber nur halb.

Disziplin!

Die Versuchung ist groß, den Tag ganz dranzugeben und zu sagen: „Ach, das ist heute eh alles durcheinander, jetzt brauch ich erstmal nen Kaffee!“ Die unangenehme Wahrheit ist: So wird das nix. Kaffeepausen und Aus-dem-Fenster-Schauen heben wir uns für die langen, zähen Tage so ganz ohne Unterbrechungen auf, OK? An den zerhackten Tagen lautet die Devise: Dranbleiben. Ist doch eh nur für ne Stunde ;-).

So, und jetzt nehme ich die drei Gerippe von gestern und schreibe schöne Texte daraus. Wenn nichts dazwischenkommt.

Und Ihr? Was sind Eure Strategien für zerstückelte, terminzerfressene Tage?

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Texterin, Redakteurin, Bloggerin. Liefert Konzept, Text und Redaktion für Web, Werbung und Corporate Publishing. Bloggt hier übers Leben und Texten und dort übers Reisen: rumreiserei
8 Kommentare
  1. Katja sagte:

    Ich versuche – seit einem kürzlichen intensiven Gespräch zum Zeitmanagement sehr bewusst – Termine so zu legen, dass meine Tage möglichst nicht zerstückelt und terminzerfressen werden. Also in die kostbaren Stunden am Morgen, wo ich sturm- und denkfreie Bude im Büro habe, keine Termine zu packen, die mich von der Arbeit ablenken. Muskeltraining, Einkäufe oder Friseur landen dann eben im Nachmittag, ebenso wie Schreibtisch aufräumen, Überweisungen tätigen, nichtgeschäftliche Anrufe führen usw. Wobei ich sagen muss, dass ich das Glück habe, dass mein Mann oft nachmittags zu Hause ist, also auch dann ein Ansprechpartner für den Junior da ist, wenn ich außer Haus bin.

  2. annette lindstädt sagte:

    Ja, das versuche ich auch. Das ist die Theorie. Aber manchmal ist bei der Physio dann eben nur der Über-Mittag-Termin frei (wobei ich den per se nicht so schlecht finde, weil ich da meist eh ein geistiges Loch habe – da kann ich also auch gut Körperliches machen). Und was die Einkäufe betrifft: Ich bin ein großer Fan davon, Dinge auf dem Weg zu erledigen, z. B. eben auf dem Rückweg vom morgendlichen Schultaxi. Ist effizienter, als nochmal extra loszugehen.

  3. Petra A. Bauer sagte:

    Liebe Annette,

    zu zerstückelten Tagen habe ich eine Art Hassliebe entwickelt. Meist kriege ich wenig auf die Reihe, wenn ich weiß, dass ich mehrere termine habe, die mich von der Arbeit abhalten. Dann passiert es aber auch wieder, dass ich genau deshalb hochproduktiv bin. Weil ich eben nur ein begrenztes Zeitfenster habe um eine Aufgabe zu erledigen, für die ich sonst vielleicht viel länger brauchen würde.
    Das Dumme ist nur: Ich weiß leider nie vorher, wie ich auf die Zerstückelung reagieren werde. Das kommt häugi auch auf die Art der Unterbrechung an: Ist es ein nerviger Termin (lähmt häufig alles) oder einer, auf den ich mich freue (das kann auch viel Ablenkungspotenzial bergen.
    Lieben Gruß
    Petra

  4. Silke Bicker sagte:

    Bei größeren Projekten mache ich mir nicht nur den normalen Projektplan mit To-Do-Listen und ggf. Abgabeterminen sondern auch noch einen Plan mit Mini- und Mikro-Aufgaben. So kann man immer irgendwas dafür abarbeiten und sei es nur, um 5 Minuten zu überbrücken. Den Plan zu erstellen, kostet zwar erstmal Mühe und Zeit. Jedoch zahlt die sich an solchen Tagen ungemein aus. Und nicht nur über das Gefühl etwas zu tun, es bewegt sich tatsächlich vorwärts.

    Gruß
    Silke Bicker

  5. annette lindstädt sagte:

    Ja, genau, das meinte ich auch: Mini- und Mikro-Aufgaben machen das Häkchensetzen leichter ;-). Und was die Mühe und Zeit fürs Aufschreiben betrifft: Das ist schlicht eine Notwendigkeit, sonst würde ich alles vergessen.

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