guten rutsch!
Carla Wagener lässt es krachen
Silvester – ein polarisierendes Thema. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Zumindest ergab das eine Umfrage im Büro.
Die Zeit um den Jahreswechsel ist schon eine besondere, das streiten selbst eingefleischte Silvester-Verabscheuende nicht ab. Denn so ganz können wir uns vom überlieferten Aberglauben nicht lösen, dass die Zeit um den Jahreswechsel eine ist, in der Geister ihr Unwesen treiben, die es mit viel Geböller abzuschrecken gilt. Allerdings ruft das heftige Feiern oft gerade erst jene Dämonen hervor, mit deren Vertreibung man bis zum Neujahrsabend zu tun hat. „Zwischen den Jahren“ – das ist Abschluss und Neuanfang, Rückblick und Vorschau.
Bei der Diskussion in der Kaffeeküche kristallisierten sich verschiedene Jahreswechsel-Typen heraus: Das Feierbiest macht Party-Hopping: Sie beginnt am frühen Abend zum Vorglühen bei Freunden, lädt sich über Mitternacht zum Anstoßen und Böllern woanders ein, und zum Schluss wird noch eine Feier zum Versacken ab 2 Uhr morgens aufgesucht. Motto: Bloß nichts verpassen!
Der Familiäre lässt seine Kinder ab nachmittags „vorschlafen“, um sie dann kurz vor Mitternacht samt Pyjama in einen Schneeanzug zu stecken, damit sie nach Abklingen des bestaunten Geböllers ohne größeres Umziehen wieder schlafen gehen können. Letzteres scheitert dann jedoch an deren Hellwach-Sein, sodass die Kids morgens um 3 Uhr munterer sind als die bis dahin leicht angeschlagenen Eltern.
Bei Georg – wen wundert’s – gibt es seit Jahren ein festes Ritual: Pünktlich um 19.20 Uhr wird mit den gleichen Gästen wie schon in den 20 Jahren zuvor auf irgendeinem dritten Programm „Dinner for One“ geschaut, selbstverständlich unter Mitsprechen aller Dialoge im Chor. Danach gibt es Fondue und um 5 vor 12 werden die Champagnergläser gefüllt. 45 Minuten sind zum Rausgehen, Anstoßen und Feuerwerk-Zünden eingeplant, danach gibt’s Bleigießen und spätestens um 1.30 Uhr ist die Feier vorbei.
Die Reisenden: Fahren einfach weg und verbringen den Jahreswechsel in einer anderen Zeitzone. Schicken dann massenhaft zu früh oder zu spät Prosit-Neujahr-SMS und verwirren damit die Daheimgebliebenen.
Apropos Zeitzonen: Ich werde dieses Jahr einfach schon am Silvestermittag um 12 mit den Neuseeländern anstoßen. So arbeite ich mich dann über 24 Stunden mit stündlichem Hoch-die-Tassen rund um die Welt. Und nachdem ich Amerikanisch-Samoa ins neue Jahr begleitet habe, verbringe ich den Rest des Neujahrstages in wohligem Dämmerzustand auf dem Sofa.
Erschienen in: CWT Connect, Ausgabe 04-2015 (PDF, ca. 9 MB) Illustration: Matthias SeifertNeueste Artikel von annette lindstädt (alle ansehen)
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