wie man auch unterwegs ans arbeiten kommt
Es klingt traumhaft: acht Wochen in Neuseeland verbringen, den Winter zum Sommer machen, die Zeit in einem wunderbaren Land genießen und dabei nebenher das Business zuhause am Laufen halten. Verglichen mit Alltagstrott und Winterwetter ist es das auch. Dennoch ist es nicht selten eine Herausforderung, notwendige Jobs aus der Ferne erledigt zu bekommen – und die Zeitverschiebung ist dabei noch das geringste Problem. Und nein, jetzt folgt kein Jammern auf hohem Niveau, sondern eine Sammlung subjektiver Tipps aus meiner Erfahrung mit bisher zwei Auszeiten in Neuseeland. Wer lieber die Reiseberichte dazu liest, begebe sich nach nebenan in mein Reiseblog rumreiserei und wähle dort die Rubrik rumgereist/neuseeland :-).
Die Eckdaten
Ich bin seit Mitte Februar für insgesamt acht Wochen mit meiner Familie in Neuseeland, wir haben ein Haus in Napier auf der Nordinsel gemietet und machen von hier aus Tages- oder mehrtägige Touren. Unsere Tochter geht vier Wochen davon hier von 9 bis 15 Uhr in die Schule (an drei Tagen die Woche, was visatechnische Gründe hat, deren genaue Erläuterung hier zu weit führt). Die ersten beiden Wochen hatte ich mir freigenommen, seit Anfang März arbeite ich von hier aus. Und das sieht konkret so aus:
Ich bin grundsätzlich abends zwischen 21 Uhr und Mitternacht (NZ ist 12 Stunden voraus, d. h. das entspricht 9 bis 12 Uhr vormittags des gleichen Tages deutscher Zeit) telefonisch erreichbar (wie das genau geht, habe ich hier erläutert). An den Schultagen gehe ich hier in einen Coworking Space und arbeite tagsüber. Unternehmungen und Kurzreisen verlegen wir entsprechend auf die Nicht-Schultage und Wochenenden.
Die Herausforderungen
- Der Arbeitstag ist kürzer bzw. zerhackt. Oder er besteht nur aus einem Abend, nachdem man schon einen ausgefüllten Tag hatte und eigentlich lieber nur bei einem Glas Wein auf der Terrasse sitzen würde.
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Die Verlockungen rundherum sind beträchtlich. Arbeiten? Lieber im Städtchen shoppen, am türkisblauen Pazifik sitzen oder drin schwimmen, etwas besichtigen oder einfach draußen sein und/oder Sport treiben.
- Die Online-Verbindung ist langsam und/oder nicht stabil, das nervt und frisst Zeit.
- Mir fehlt meine gewohnte Arbeitsumgebung mit ergonomischer Tastatur und Maus, zweitem Bildschirm und Drucker.
Tipps zum Arbeiten unterwegs
- Feste Zeiten definieren und diese effizient nutzen: Das waren ganz klar die Schultage der Lütten und manche Abende. An den schulfreien Tagen gab es auch immer eine Stunde tagsüber, an der wir alle drei arbeiteten, denn dann waren auf der anderen Seite des Tisches Hausaufgaben zu erledigen.
- Backup-Lösung für wackliges Netz schaffen, in unserem Fall bedeutet das, dass wir Datenvolumina bei den beiden größten Anbietern haben – eines funktioniert immer.
- Dinge, die erst zuhause erledigt werden können, an einem Ort sammeln: Ich habe mir im E-Mail-Programm einen Ordner angelegt, in dem ich Rechnungen usw. sammle, die ich nach der Rückkehr ausdrucken und/oder erledigen muss. So geht nichts verloren, denn direkt nach der Ankunft steht z. B. die Umsatzsteuervoranmeldung an.
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Raus aus der Ferienumgebung in ein professionelles Umfeld: In meinem Fall ist das ein Coworking Space, in den ich mich tageweise einmiete. Tatsächlich kriege ich dort mehr hin als zuhause, und auch das Netz ist deutlich flotter. Weiterer positiver Nebeneffekt: Ich bekomme Einblick in neuseeländisches Freelancertum, stelle fest, dass bestimmte Klischees auch hier gelten (Tischfußball und -tennis im Büro, bärtige Hipster usw.) und es gibt einen überaus entzückenden Bürohund.
Aber der allerwichtigste Tipp ist:
- Nicht über Verpasstes grämen: In der Tat fand ich die geistige Haltung entscheidend – die ich mir zugegebenermaßen auch erst erarbeiten musste. Vor der Reise hatten wir den Aufenthalt als „Arbeitsurlaub“ definiert. Daher ist es kontraproduktiv, immer zu denken: „Was hätte ich alles erleben können, müsste ich nicht arbeiten“. Acht Wochen Urlaub wären nicht drin gewesen, also hatten wir uns entschlossen, Arbeit mitzunehmen. Und dazu gehört es eben, manchen Kram einfach stoisch wegzuarbeiten. Und das, was ich dieses Mal verpasse, gibt wieder eine schöne Liste an Vorhaben für den nächsten Neuseeland-Aufenthalt :-).
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Danke, Annette, das sind supergute Tipps! Hoffentlich komme ich irgendwann mal in die Situation, sie auch in NZ umzusetzen ;-)
Bisher kann ich so viel sagen: Versucht bloß nicht, mit einem Netbook (!) während einer Campervan-Rundreise (!!) nebenbei zu arbeiten. Das hat mir unsere achtwöchige NZ-Reise streckenweise ziemlich vermiest, und ich habe einige tolle Sachen verpasst, die sich meine Familie halt ohne mich angeschaut hat :-(
LG und eine tolle Zeit euch dreien noch!
Jenny
Hi Jenny,
ja, im Campervan ist das nochmal eine andere Sache. Hatten wir ja dieses Mal nicht, aber beim letzten Mal habe ich in den drei Wochen im Wohnmobil auch nicht gearbeitet – nur abends gebloggt, und das hat mir gereicht. Aber wenn es nicht anders geht: Augen zu und durch. Besser als zuhause bleiben :-)