weihnachten innovativ
Carla Wagener entwickelt Ideen
Ich habe dieses Jahr das große Los gezogen und wurde ins Organisationsteam für die Betriebsweihnachtsfeier ausgelost. Ausgerechnet ich, die sonst fast immer eine gute Ausrede findet, um der verordneten Besinnlichkeit fernzubleiben!
Zu allem Überfluss hat die Chefin angeordnet, wir sollten „mal was anderes“ anleiern. Also nicht das übliche Treffen nach Dienstschluss in der Kantine, mit Glühwein, Gulaschkanone und Wichteln. Sondern „was Innovatives“. O je.
Wie soll man dieses Fest, das aus streng geregelten Ritualen besteht, denn innovativ gestalten? Moment – hat der Kollege aus der IT mir nicht kürzlich von „X-Mas Geocaching“ berichtet? Das wär’s: eine Schnitzeljagd mit GPS-Unterstützung, bei der man Aufgaben auf dem Smartphone lösen muss, um am Ende den Weihnachtsjackpot zu gewinnen. Selbstverständlich gruppendynamisch korrekt in abteilungs- und altersgemischten Teams, sonst wären die Auszubildenden, die ja quasi mit ihren Mobilgeräten verwachsen sind, gegenüber dem Seniorchef unzulässig im Vorteil.
Die Vorstellung, wie die gesamte Belegschaft in Kleingruppen auf Smartphones wischend durch die Gegend ums Firmengelände stolpert, regt meine Fantasie an. Vor meinem geistigen Auge sehe ich einen ferngesteuerten Roboter-Weihnachtsmann, der am Ende des Parcours jeden Mitarbeiter per Retina-Scan identifiziert, ihm sein Wichtelgeschenk überreicht und dabei mit metallischer Stimme „Ho, ho, ho!“ schnarrt. Später könnten wir mit Unterstützung der Weihnachtslieder-App sogar mal alle drei Strophen von „O Tannenbaum“ textsicher singen, anstatt wie sonst nach den ersten Zeilen nur noch verschämt zu brummeln.
So langsam gefällt mir die Idee. Und Kollegen, die bei der GPS-Schnitzeljagd verloren gegangen sind, weil ihnen der Akku leergelaufen ist, würden wir mit dem elektrobetriebenen Firmenfahrrad mit Anhänger wieder einsammeln. Das wäre doch mal echt innovativ.
Erschienen in: CWT Connect, Ausgabe 04-2014 (PDF, ca. 9 MB) Illustration: Matthias Seifert
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