die sache mit den sprachen
Meine erste Fremdsprache war Hochdeutsch. In der Südpfalz geboren und aufgewachsen, ist meine eigentliche und erste Muttersprache der heimische Dialekt: Pfälzisch (eine kurze – selbstverständlich überaus ernsthafte ;-) – Video-Einführung für Anfänger findet sich hier).
Das Hochdeutsche begegnete mir natürlich schon recht früh in Form zugezogener Kindergarten- oder Klassenkameraden. Aber das war ja nicht mit der Notwendigkeit verbunden, sich verständlicher auszudrücken – schließlich hatten die sich zu assimilieren. Das Verständnisproblem kam erst mit Urlaubsbekanntschaften meiner Eltern aus dem Ruhrgebiet oder aus Hamburg auf. Denen konnte ich nicht mit Pfälzisch kommen, das verstanden sie nicht oder nur mit Mühe. Wirklich gelernt im klassischen Sinne habe ich diese nicht wirklich fremde Sprache natürlich nicht. Es ging so, wie es bei Kindern halt geht: automatisch. Gleichzeitig brachte mich mein Opa Willi, der nach dem Krieg als Dolmetscher für Französisch gearbeitet hatte, mit der Sprache unserer direkten Nachbarn in Kontakt. Leider starb er schon, als ich 7 war, daher ist es mit mir und dem Französischen nicht so gut gelaufen – doch dazu später.
Meine erste richtige Fremdsprache war Englisch ab der 5. Klasse. Unvergessen der Schock, als die Englischlehrerin in der ersten Stunde reinkam und uns gleich in diesem völlig unverständlichen Idiom ansprach. Lustig die Übungen zum „th“ – „show me your tongue!“ rief sie immer. Doch schnell fühlte ich mich im Englischen wohl, die Sprache lag mir. Ich mochte (und mag sie noch immer!) und kam ohne große Mühe gut mit.
Dann wählte ich als zweite Fremdsprache Latein, aus heutiger Sicht keine unbedingt kluge Entscheidung, im Nachhinein hätte ich besser Französisch gewählt. Latein lag mir einfach nicht, ich fand es langweilig – auch wenn es durchaus einen positiven Effekt auf Grammatik- und Fremdwortverständnis hatte. Französisch kam in der 9. Klasse dazu – ein schlechter Zeitpunkt für ein Wahlfach: Mitten in der Pubertät interessierte mich Schule ziemlich wenig, und alles, was nicht verpflichtend war, habe ich nicht wirklich weiterverfolgt. Ich war zwar zweimal in Sprachferien und sprach am Ende der Schulzeit so leidlich Französisch, aber das ging mangels Praxis sehr schnell wieder verloren.
Gelernt habe ich Englisch und Französisch so, wie man Sprachen eben damals in der Schule lernte: per Frontalunterricht, Vokabeln pauken usw. Ich habe vor allem Englisch übrigens viel über Musik gelernt – sämtliche Texte favorisierter Songs schrieb ich mir raus und lernte dadurch ziemlich viel dazu. Über dieses Vehikel ging es gut – ich war und bin keine übermäßig disziplinierte Lernerin und habe das Vokabelpauken und sich ewig wiederholende Grammatikübungen nie besonders gewissenhaft verfolgt. Im Studium wählte ich Anglistik als Hauptfach und Italienisch und Volkswirtschaftslehre als Nebenfächer. Italienisch begann ich von null, und nach 6 Semestern wollte ich es dringend auf eine besseres, flüssigeres Niveau bringen – auch hier war die Vermittlung eher klassisch gelaufen, mittels Grammatik, Lesen, Vokabeln lernen und Übersetzen. Ich konnte mich verständlich machen, fühlte mich aber nicht heimisch, geschweige denn sicher.
Also ging ich für 7 Monate nach Rom, machte dort ein Praktikum, sprach allenfalls alle paar Wochen mal Deutsch und hatte so ziemlich die beste Zeit meines jungen Erwachsenenlebens. Nach meiner Rückkehr sprach ich fließend Italienisch oder eher: Römisch. Unter meine Essays schrieb die italienische Lektorin an der Uni danach immer: „Sehr gut – aber zu umgangssprachlich“ ;-). Auch beim Italienischen spielte übrigens die Musik eine gewaltige Rolle: Ich zog über Roms Flohmärkte und kaufte alles an Musik und Liederbüchern italienischer Cantautori, was ich kriegen konnte. Den Konjunktiv etwa habe ich erst durch den Song „Sbatti ben su del Bebop“ von Ladri di Biciclette kapiert.
Und heute? Ich liebe mein Italienisch immer noch, auch wenn es ein bisschen eingerostet ist. Englisch liebe ich fast noch mehr – je besser ich die Sprache spreche, umso toller finde ich sie. Was ich gern noch lernen würde, ist Niederländisch. Und Russisch finde ich spannend. Aber ich kriege einfach die Kurve nicht – im Klartext: Ich bin zu faul dazu. Vielleicht sollte ich mir mal die passende Musik zulegen …
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Oh, vielen lieben Dank für den tollen Beitrag!
Gerne! Aber kann es sein, dass mein Kommentar bei Dir verschwunden ist? Vorgestern war er noch da.
Erst mal vielen Dank für Deinen Besuch auf meinem Blog. Und den Kommentar. Früheres Reitgelände, soso. Da musst Du ja auch irgendwann Sächsisch gelernt haben, oder?
Ich hatte Russisch in Schule und Studium. Zum Glück kann ich es noch, obwohl ich es 20 Jahre nicht gesprochen habe. Aber als ich dann dort war, fiel mir alles nach und nach ein. Seitdem versuche ich mich durch lesen fit zu halten. Und Urlaubsreisen.
Englisch hatte ich als Wahlfach ab der 7. Einmal wöchentlich 1,5 Stunden. Hat nicht wirklich was gebracht. Deshalb bin ich später noch mal in die Sprachschule und habe ganz viel Urlaub in UK gemacht. Bulgarisch habe ich im Urlaub gelernt, ist aber so gut wie raus aus meinem Kopf. Polnisch habe ich auch im Urlaub gelernt. Da kann ich zumindest noch nach dem Klo fragen…
Französisch habe ich später in der Sprachschule gelernt. Und Italienisch auch. Du siehst also, ich lerne gern Sprachen. Und dann bin ich auch da ganz viel im Urlaub hin, nach Frankreich und Italien. Italienisch, das ist meine Lieblingssprache, Französisch dagegen ist ein bisschen eingerostet.
Eine neue Sprache möchte ich nicht lernen. Wenn ich die, die ich noch leidlich kann, pflegen könnte, würde mir das reichen